Tanja Maier
Re:framing Gender: Geschlechtergerechte Kommunikation verstehen und umsetzen
Lehrbuch 2021 (2., überarbeitete Auflage)
Friedrich-Ebert-Stiftung
Das Lehrbuch verknüpft das Konzept der Geschlechtergerechtigkeit mit dem Feld der politischen Kommunikation.
Die Inhalte sind nicht allein auf geschlechtergerechte Sprache ausgerichtet. Sie berücksichtigen politische Kommunikation auch mit Blick auf Stereotype, Framing, Diskurse und Bilder.
Es wird eine Auswahl an bewährten Konzepten, Politiken und Strategien vorgestellt, mit deren Hilfe sich die geschlechter- und diversitätssensible Kommunikation in der Praxis umsetzen lässt.
Praxisnahe Beispiele und Aufgaben zeigen, welche Strategien, Methoden und Techniken gewählt werden können, um gleichzeitig die Relevanz von Geschlechtergerechtigkeit aufzuzeigen und dabei eine klare politische Haltung zu kommunizieren.
Das Lernposter gibt einen Überblick über die Konzepte und Strategien, die im Lehrbuch vorgestellt werden.
Was ist eigentlich gender- und diversitätssensible Kommunikation im Feld
Politische Kommunikation sollte nicht nur geschlechtersensibel, sondern auch diskriminierungsfrei und diversitätsbewusst sein. Gender- und diversitätssensible Kommunikation ist daher nicht nur auf geschlechtergerechte Sprache ausgerichtet (dem sogenannten "Gendern"). Sie berücksichtigt politische Kommunikation auch mit Blick auf Stereotype, Framing, Diskurse und Bilder.
Kommunikation umfasst im weitesten Sinne alle wechselseitigen Vermittlungs-, Austausch- und Aushandlungsprozesse. Gender- und diversitätssensible Kommunikation ist eine gleichwertige, anerkennende und wertschätzende Kommunikation im Feld der Politik. Sie kann schriftlich, verbal, nonverbal und visuell erfolgen. Sie zielt darauf ab, Machtverhältnisse und Ungleichheit im Feld der Politik auf kommunikativer Ebene herauszufordern und Praktiken, Einstellungen und Überzeugungen zu verändern.
Politische Kommunikation meint so gesehen alle Vermittlungs-, Austausch- und Aushandlungsprozesse, die einen Bezug zu politischen Inhalten, Diskursen, Strukturen und Praktiken aufweisen. Sie kann von verschiedenen Akteur:innen ausgehen: von der Regierungsebene über mediale Akteur:innen und soziale Bewegungen bis hin zu einzelnen Menschen. Da politische Kommunikation zeichenbasiert funktioniert, ist sie auf Sprache, Texte und Medien angewiesen. Sie vollzieht sich in öffentlichen und privaten Debatten, politischen Dokumenten, journalistischer Berichterstattung, Social Media, Bildern usw.
Warum ist gender- und diversitätssensible Kommunikation relevant?
Unterschiedliche Konzepte können erklären, warum geschlechter- und diversitätssensible Kommunikation in der Politik relevant ist. Die Konzepte helfen zugleich bei der zielgerichteten Platzierung, Rahmung und Umsetzung – kurz dem Framen – einer geschlechter- und diversitätssensiblen Kommunikation.
- Mit dem Konzept der Repräsentation geraten die Prozesse der Herstellung von Sinn und Bedeutung durch Sprache und Zeichen in den Blick. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie Sprache die Wirklichkeit formt und verändert.
- Framing-Ansätze helfen dabei, die Selektion und Strukturierung von Kommunikation zu verstehen. Durch Framing können bestimmte Merkmale von Themen und Sachverhalten und Personen gezielt hervorgehoben und andere ignoriert werden.
- Die Stereotypenforschung lenkt den Blick darauf, wie starr solche Repräsentationen und Frames sein können.
- In der Diskursforschung verschiebt sich die Auseinandersetzung mit einzelnen Begriffen, Texten und der Sprache hin zu umfassenderen diskursiven Formationen. Ein Potenzial der Diskursforschung zeigt sich darin, dass sie sich für die Entstehung von Wissen innerhalb spezifischer historischer und gesellschaftlicher Kontexte interessiert.
- Die Diskursforschung lenkt den Blick zugleich darauf, wie die Erzeugung und Auflösung von Geschlecht und anderer Differenzkategorien auch mit der Produktion von Sichtbarkeit zusammenhängt.
Innerhalb dieser Konzepte sind bereits Politiken und Strategien angelegt, die sich für die Umsetzung der politischen Kommunikation nutzbar machen lassen.
Strategien für gender- und diversitätssensible Kommunikation
Es gibt unterschiedliche Politiken und Strategien, die dabei helfen, geschlechter- und diversitätssensible Positionen handhabbar zu formulieren und zu visualisieren. Das sogenannte Gendern, also die gleichwertige Adressierung und Ansprache aller Geschlechter im Schreiben und Sprechen, ist hier erst der Anfang.
Neben der geschlechtergerechten Sprache gibt es weitere erprobte Politiken und Strategien, die in der politischen Kommunikation einschlägig sind. Dazu gehören:
- Sensibilisierung für Stereotype
- Stereotype aufbrechen
- Sensibilisierung für Framing
- Positives Framing
- Reframing
- Counter-Framing
- Reflexion von Diskurspositionen
- Politiken des Zuhörens
- Sichtbarmachung der Norm
- Subversive Umarbeitung
- Vielfalt sichtbar zu machen
- Geschlechter- und diversitätssensible Bildsprache
- Anerkennende Sichtbarmachung
Was tun?
Die Politiken und Strategien decken ein breites Spektrum ab. Die dargestellten Strategien sind teils widersprüchlich, sie überlagern sich oder verstehen sich sogar als Kritik aneinander. Es gibt keine einzelne Strategie oder ein einziges erfolgreiches Konzept, um geschlechter- und diversitätssensible Kommunikation in politischen Öffentlichkeiten um- und durchzusetzen. Es liegen nur verschiedene Ansätze für ihre Umsetzung vor. Alle genannten Strategien stellen jedenfalls Möglichkeiten bereit, um an einer gerechteren Kommunikation zu arbeiten, statt nur auf ihren Wandel zu warten.
Das Lehrbuch "Re:framing Gender. Geschlechtergerechte politische Kommunikation verstehen und umsetzen" stellt die Konzepte und Strategien anhand von Beispielen aus der Forschungs- und Praxisliteratur vor.
Der Vortrag liefert Impulse, warum das Gendern erst der Anfang von geschlechter- und diversitätssensibler Kommunikation ist.
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